Impuls für die neue Woche

„Alles hat seine Zeit.“ Prediger, Kapitel 3, Verse 1 bis 15

„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
geboren werden hat seine Zeit,
sterben hat seine Zeit;
pflanzen hat seine Zeit,
ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; …“

Welche Zeit haben wir jetzt?

Wenn wir jetzt eine Zeit der Unsicherheit haben, werden wir dann auch wieder eine Zeit der Sicherheit haben? Wenn wir jetzt eine Zeit der Angst haben, wird es dann auch eine Zeit des Mutes geben? Folgen diese Zeiten aufeinander wie Tag und Nacht, oder können sie auch gleichzeitig an einem Ort sein?
Wenn Sie diese Zeit später beschreiben sollten, welche Worte würden Sie nutzen, wenn Sie dem Beispiel des Predigers folgen?
Damals war eine Zeit der/ des …. Dann folgte eine Zeit …
Welche Zeit würden Sie sich als Antwort/Ergänzung zur heutigen Zeit wünschen?

Vielleicht möchten Sie Ihre Gedanken mit mir teilen, vielleicht versuchen Sie es einmal im Gespräch mit Ihren Kindern zu ergründen.
Der Text geht ja deutlich über diese Zeitenteilung hinaus. Im Vers 11 finden wir:
„Er (GOTT) hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.“

Für den modernen Menschen ist es nur schwer auszuhalten, dass er etwas nicht vollständig kontrollieren kann. Wir wollen immer wissen, was danach kommt und warum und wieso. Wir wollen es selbst entscheiden, selbst in der Hand haben. Es mag für Menschenwerk auch richtig sein, doch Gottes Plan zu hinterfragen hat keinen Sinn. Wer vertrauen kann, der wird auch gut durch diese Zeit kommen, vertrauen darauf, dass Gottes Werk für uns nicht zu ergründen ist. Für mich ist es ein beruhigendes Gefühl, dass ich es nicht wissen muss. Ich brauche nur Geduld und Vertrauen. Geduld ist jetzt nicht meine große Stärke, muss ich an der Stelle wohl zugeben.

Am Anfang dieser besonderen Situation mit dem neuen Virus, war es für mich vor allem eine viel zu schnelle Zeit. Mein Gehirn gehört zu den langsamen. Ich brauche Zeit, um die Dinge und das Geschehen um mich herum zu ordnen. Meine Anpassungsfähigkeit ist geringer als bei den meisten Menschen. Dafür vermag ich als autistischer Mensch mein Denken in solchen Zeiten auf völlig neue Bereiche (für mich neue) umzulenken. So bin ich auf Nassim Nicholas Taleb gestoßen, seine Texte und Bücher. Es ist keine leichte Kost, aber es bestärkt mich darin, dass ich nicht immer alles verstehen muss, keine Angst zu haben brauche, vor den Ereignissen, die plötzlich über die Menschheit hereinbrechen. Diese unvorhergesehenen Geschehnisse können uns stärken, wenn wir diese Zeit zu nutzen wissen.

Haben Sie schon etwas ausprobiert, was Ihnen noch nie zuvor in den Sinn gekommen ist? Vielleicht wollten Sie schon immer ein bisschen besser Englisch sprechen, hatten aber nie die Zeit? Für ein Kind gibt es keine größere Bereicherung als ihren Eltern dabei zuzusehen, wie sie selbst lernen. Oft gibt es in jeder Familie ganz eigene Strategien, wie man Neues lernt, während wir im schulischen Kontext ja doch eher Standardverfahren anwenden. (notwendiger Weise, weil ja einer Gruppe von Kindern Wissen vermittelt wird) Als Sonderpädagoge brauche ich mitunter Plan B oder F für ein Kind und es ist nicht immer einfach, diesen Weg für das Kind zu finden. Eltern sind meist unverzichtbare Partner in diesem Prozess. Ich habe mich immer gewundert, dass meine Söhne nicht gern lesen. Dabei war ich selbst ein Bücherverschlinger schon bevor ich in die Schule gekommen bin. Der gleichaltrige Sohn meiner Freundin hat jetzt auch nicht gleich Romane gelesen, war aber von Anfang an sehr interessiert an Büchern und ist bis heute wesentlich lesefreudiger als mein Sohn/ meine Söhne. Meine Kinder wussten wahrscheinlich lange Zeit gar nicht, dass ich überhaupt lesen kann. Ich habe vor dem Einschlafen gelesen, wenn sie selbst längst im Bett waren. Auf dem Wohnzimmertisch meiner Freundin liegen immer Bücher und Zeitschriften. Wenn dort ein bisschen Zeit ist, liegt man auf dem Sofa und liest. Für unsere Kinder wird etwas nur dann selbstverständlich, wenn wir es als Eltern tun. Es gibt so einen schönen Spruch, „Es hat keinen Sinn, Kinder zu erziehen. Sie machen uns doch alles nach.“. Es kann für Eltern eine ziemlich mühsame Zeit sein, wenn die Kinder nicht in der Schule sind und der Lehrer Seitenzahlen und Arbeitsblätter schickt. Vielleicht wird es eine Zeit der Erinnerung daran sein, wie Sie am besten gelernt haben oder wie Sie sich Schule gewünscht hätten, um gut lernen zu können. Machen Sie eine Zeit daraus, in der Sie viel Neues probiert haben, abenteuerlustig und risikofreudig.

Der Prediger schreibt in den Versen 12 und 13:
„Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.“

So will ich es halten, egal wie diese Zeit einmal heißen wird! Guten Mutes will ich bleiben und dem HERRN vertrauen. Eventuell kennen Sie den Zeichentrickfilm „Der Prinz von Ägypten“, der die Geschichte von Moses erzählt. Da gibt es so eine tolle Stelle, wo Moses zu den Nomaden kommt. Anhand eines gewebten Teppichs wird erklärt, wie Gottes Werke wirken. Nur der HERR allein vermag das Muster zu sehen, welches entsteht. Wir Menschen sind nur ein kleiner Faden darin. Aber ohne uns, wird das Muster nicht vollständig sein und wir können fest darauf vertrauen, dass es ein Muster gibt.

Bleiben auch Sie frohen Mutes und vertrauen Sie in die Kraft Gottes!

Mit freundlichen Grüßen
Angelika Pittelkow und das Team der Evangelischen Grundschule

PS: Falls Sie Ihre Gedanken mit mir teilen möchten, gern unter der folgenden Mailadresse:
angelika.pittelkow@evangelische-grundschule-wittenberg.de