Andacht

„Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“ 1. Buch Mose, Kapitel 2 Vers 7

Die Evolutionstheorie beschreibt die Menschwerdung anders. Es gibt Stimmen die sagen, der aufrechte Gang hat aus dem Affen einen Menschen gemacht. Ich bin da anderer Meinung.

Ich denke, der lebendige Mensch nach Gottes Bilde entstand genau in dem Augenblick, als das erste Mal eine Horde innehielt, stehenblieb und entschied, die Alten, Kranken oder Verletzten nicht zurückzulassen. Die Natur hatte sie gelehrt weiterzugehen, um des eigenen Überlebens wegen. Doch irgendwann gab es den Moment, als die Gemeinschaft oder der Anführer die Entscheidung traf, nicht weiterzugehen. Eine schwierige Situation entstand so für die Gruppe. Woher sollten sie über einen längeren Zeitraum Nahrung bekommen? Wo und wie sollten sie wohnen? So lernten sie an einem Ort zu bleiben. Sie erfuhren, wie wertvoll es war, niemanden zurückzulassen, niemanden den Raubtieren zu überlassen, ein Mitglied der Gruppe zu bewahren oder ihm ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Die Entscheidung der Gemeinschaft bekannte Wege zu verlassen, bewusst innezuhalten und für den Einzelnen einzustehen, brachte den lebendigen Menschen hervor.

Heute stehen wir wieder vor der Entscheidung, ob wir bereit sind innezuhalten, stehenzubleiben, wegen Einigen, Wenigen. Grob geschätzt ist das neuartige Virus nur für etwa 25% der Bevölkerung in Deutschland wirklich gefährlich, nämlich für alte, kranke und behinderte Menschen. Sollen wirklich 75 Menschen in sozialer Isolation verharren, nur um vielleicht 25 zu retten, die wahrscheinlich keinen oder wenig Nutzen für die Gemeinschaft haben? Nur auf die Gefahr hin, dass vielleicht ein Einziger von ihnen stirbt?

Für mein Empfinden sind wir jetzt an dem Punkt angekommen, an dem wir entscheiden müssen, ob wir nur lebendige Menschen sind oder menschlich zu handeln vermögen. Gott hat seinen Sohn auf die Erde kommen lassen, dass wir von ihm lernen, was der lebendige Odem Gottes in uns bewirken kann.

Eine der bedeutendsten Reden Jesu ist für mich die Bergpredigt (Matthäus 5, 1-12).
Besonders wichtig erscheint mir im heutigen Kontext Vers 7:
„Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“

Es geht heute nicht um mich, vielleicht auch nicht um dich. Es geht um die Alten, Kranken und Behinderten. Unser Menschsein ist gefordert.
Ich bin mir sicher, so wie die ersten Menschen lernten, mit den Herausforderungen ihrer Zeit umzugehen, so werden auch wir Neues lernen und Unbekanntes erfahren.

Jesus sagt im Vers 12 der Bergpredigt:
„Seid fröhlich und getrost; …“
Ja, das dürfen wir als Christen sein, Dank Jesu. Für uns gibt es eine Gemeinschaft, die über alles Trennende hinaus geht. Christus hat es uns gelehrt und wir brauchen uns nur zu erinnern! Er hat uns Worte gelehrt, die uns mit Milliarden Christen in der ganzen Welt verbinden, egal wo sie sind. So lasst uns Gemeinschaft halten in seinem Namen und uns als lebendige Menschen Gottes nahe sein mit dem alten Gebet, das uns Jesus gab:
„Vater unser im Himmel, …“

 

Liebe Familien, liebe Mitstreiter der Evangelischen Grundschule,

lasst uns in dieser schwierigen und unsicheren Zeit zusammenrücken in Gottes Namen. Wenn Sie die Möglichkeit haben und es möchten, setzen Sie sich mit Ihrer Familie um 9.00 Uhr zusammen und halten Sie inne. Auch wir hier, die an der Schule die Notversorgung für einige Kinder aufrechterhalten, werden uns dann zusammensetzen. Lassen Sie uns um diese Uhrzeit Gemeinschaft halten mit dem „Vaterunser“ und spüren Sie die Verbundenheit. Aber seien Sie gewiss, egal zu welcher Zeit Sie mit Ihren Lieben das „Vaterunser“ beten, sind Sie Teil einer großen und festen Gemeinschaft.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien für die kommende Zeit Gottes bewahrende Hände, Kraft und Zuversicht. Gern möchte ich Ihnen den Taufspruch meines ältesten Sohnes zum Geleit geben.

Psalm 27, 1
„Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten?
Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?“

Ich wünsche Ihnen allen Gottes Segen.

Mit freundlichen Grüßen
Angelika Pittelkow und das Team der Evangelischen Grundschule